Vera F. Birkenbihl über ihr Werk!
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Ich war am Schulsystem gescheitert, weil ich mit der sturen Paukerei nicht klarkam. So vermittelte mir die Schule das Gefühl, ziemlich „blöd“ zu sein, während ich außerhalb der Schule das Gegenteil erlebte. Ich begann z.B. mit 13 Jahren Erwachsenen Deutsch-Unterricht zu geben (z.B. ausländischen Ingenieuren, die bei deutschen Firmen zu Gast waren – einige wenige von ihnen wollten Deutsch lernen!). Durch diese Erfahrungen lernte ich, Wege zu entwickeln, die vom schultypischen Unterrichten ABWICHEN, jedoch weit erfolgreicher waren… 1965 ging ich in die USA und begann mich dort (während diverser „Vollzeit-Jobs“) autodidaktisch in der englischen Sprache zu unterweisen, um mich dann auf den College-Entrance-Test vorzubereiten, der es einem erlaubt, auch ohne High-School-Abschluß ein Studium zu beginnen. So konnte ich in den USA ohne Abitur Psychologie und Journalismus studieren. Hier lernte ich zum einen zahlreiche Lerntricks (meist mnemotechnischer Art) kennen, die ich später viele Jahre lang weiterentwickelte und in Workshops weitergab, aber auch die Gehirnforschung, z.B. die Lehre vom linken und rechten Hirn. Inzwischen wissen wir, daß vor allem MÄNNER-Hirne stark „lateralisiert“ sind, während Frauen auch im Kopf mehr „miteinander reden“, d.h. eine weit ausgeprägtere Kommunikation zwischen rechter und linker Hirn-Hemisphäre pflegen. Trotzdem war die Lehre vom geteilten Hirn einige Jahre lang immens hilfreich, um völlig neue Lehr- und Lernstile auszuprobieren und damit zu beginnen, die herkömmlichen (oft gar nicht gehirn-gerechten) Mechanismen (wie das sture Pauken) zu überwinden. Das erste Stroh im Kopf? erschien als flankierende Maßnahme zu den „Lernen lernen“-Seminaren, die ich seit 1969 in den USA durchgeführt hatte.
Dank dem Schub in der Gehirnforschung wurden in dieser Zeit viele bahnbrechende neurophysiologische Mechanismen entdeckt, die zeigten, daß es außer den beiden Hirnhälften weit mehr Aspekte gibt, die das Lernen und Lehren beeinflussen. Es waren aufregende Jahre, die ihren Niederschlag in der 36. Auflage des damals „völlig“ neuen Stroh im Kopf? fanden. Ich hatte im Laufe der Zeit eine Menge Ansätze entdeckt sowie neue Techniken entwickelt (z.B. wie man Sprachen lernt, wobei Vokabelpauken VERBOTEN ist), und vieles da-von floß nun in die 36. Auflage ein. Im selben Zeitraum entstand ein Parallel-Buch (Das innere Archiv), das inzwischen in der 4. Auflage vorliegt und vieles bietet, was in Stroh im Kopf? absolut keinen Platz mehr gefunden hat. Hier ist besonders das längste Modul erwähnenswert, in dem es um Forschungsergebnisse aus den 1980er Jahren geht, von denen die meisten Lehrkräfte auch heute noch nichts wissen! Da das komplett überarbeitete Stroh im Kopf? und Das innere Archiv parallel entstanden, kann man sie gut parallel lesen.
Meine eigene Entwicklung wurde immer aufregender. Schließlich hatte ich inzwischen etwa 4 Jahrzehnte in diese Fragestellungen investiert, und wenn man lange an einem Thema arbeitet, kann es passieren, daß neue Forschungsergebnisse immer häufiger zu bahnbrechenden Einsichten führen bzw. daß sie so manches „beweisen“, was man PRAGMATISCH schon lange entwickelt hat. Wußte man z.B. vorher nur, DASS das PASSIVE HÖREN (seit Jahrzehnten Teil meiner Sprachlern- Methode) funktioniert, so stellt sich nun heraus, WARUM. Und so entstand ein völlig neuer Ansatz, den ich 2004 in ein neues Buch (Trotzdem LEHREN) packte. Bei diesem Titel schrieb ich einmalig eine extem abgespeckte Zwillings-Version für Leute, die Angst vor dem Lesen haben (Trotzdem LERNEN); sie hat 133 Seiten weniger als das Hauptwerk und kann auch von zögernden Azubis, Schülern oder bildungsferneren Eltern gelesen werden. Die Grund-Ideen stellte ich an zwei aufeinanderfolgenden Vortrags-Abenden vor, die als Doppel-DVD (Genial lernen/lehren) erhältlich sind, so daß alle, die nicht so gern lesen, die wichtigsten Einsichten dieses Werkes (Doppel-Checkliste, Neuro-Mechanismen etc.) ebenfalls kennenlernen können. Die Doppel-Checkliste ermöglicht es Lernenden wie Lehrenden, zu beurteilen, inwieweit eine Unterrichtsstunde bzw. im Geschäftsleben eine (PowerPoint)-Präsentation gehirn-gerecht ist. Mit gehirn-gerecht meine ich seit den 1960er Jahren „der Arbeitsweise des Gehirns entsprechend“, wobei ich eingangs von weitgehend „selbstgebastelten“ Denk-Modellen ausging, die meine PRAKTISCHEN Methoden erklären konnten. Diese wurden im Laufe der Jahre zunehmend durch Forschungsergebnisse bestätigt (Denk-Modell wird „Faktum“). Auch ermutigten mich diese Forschungsergebnisse, neue Ansätze zum praktischen Handeln zu entwickeln, um das Lernen bzw. das Lehren einfacher zu machen. Interessanterweise sah ich Lernen und Lehren von Anfang an als zwei Seiten derselben Medaille an, während die meisten lehrenden Personen (in Schule und Erwachsenenbildung) heute immer noch davon ausgehen, „Lehren“ sei etwas fundamental anderes. Man könnte es auch etwas boshaft so ausdrücken: Je weniger jemand LERNEN kann, desto schlechter ist sein Stil beim LEHREN, eben weil er wichtige Aspekte des LERNENs gar nicht kennt und demzufolge beim LEHREN auch nicht einbeziehen kann.
Ebenfalls faszinierend ist, daß ich in den 1970ern bei Lehrern so gut wie nicht punkten konnte. Sie fanden die Tatsache, daß meine Methoden im Geschäftsleben funktionierten, überhaupt nicht überzeugend, weil sie meinten, SCHULE SEI EINFACH ANDERS! Wiewohl unzählige meiner Seminar-TeilnehmerInnen firmenintern (weiter-)lernen bzw. sich für andere Tätigkeiten qualifizieren, meinte man, daß meine Erfahrungen absolut nichts mit dem Schulbetrieb zu tun hätten. Oder: Viele meiner KundInnen müssen lernen, ihren potentiellen Kauf-Interessenten erklärungsbedürftige Produkte so zu erläutern, daß sie eine Chance haben, diese zu verkaufen. Das heißt, wenn die Berater einer Firma für physiotherapeutische Geräte diese ihren potentiellen Käufern (d.h. niedergelassenen ÄrztInnen) nicht gehirn-gerecht erklären können, hören sie erst „Lassen Sie den Prospekt mal da, ich schaue später noch mal rein“ und danach nie wieder etwas. Interessanterweise hatte ich gerade hier eine großartige Chance, jahrzehntelang neue Ansätze des Unterweisens und des Lernens zu testen. Ob jemand medizinisches Basiswissen lernen mußte (potentielle Pharma-Berater) oder es darum ging, die Mitarbeiter der Kunden möglichst schnell am Computer einzuarbeiten (in den 1980ern gelang es mir, diese Einschulungszeit um die Hälfte zu reduzieren – bei besseren Leistungen danach), oder die US-Army die Einweisungen an ihren (damals) neuen Panzern verbessern wollte (ebenfalls 1980er Jahre) –, immer ging es darum, durch gehirn-gerechte Ansätze das Lehren und das Lernen zu verbessern, praktisch und meßbar. Genau das aber interessiert Vertreter des Regel-Schulsystems überhaupt nicht (teure Privatschulen hingegen sehr wohl), denn sie sind ja nicht gezwungen, die LEISTUNGen der Lehrkräfte zu verbessern, solange man davon ausgehen kann, daß im Zweifelsfall die „Kunden“ schuld sind (demotivierte, faule, untalentierte SchülerInnen bzw. desinteressierte Eltern). Tja, selbst der PISA-Schock und die nachfolgenden Pisa- und OECD-Studien führten nicht zu der Frage, wie man Kindern aus bildungsfernen (und bildungsfeindlichen) Familien helfen könnte – damit sie an der Schule genau das erhalten, was ihnen zu Hause vorenthalten wird! Diese Fragestellung hatte man in der Nachkriegszeit EINMALIG positiv beant- wortet, indem man in der damaligen Bildungs-Offensive eine Generation lang eine Art von „gleichen“ Bildungschancen geschaffen hatte, die sich danach aber kontinuierlich wieder verschlechterten. Hätten wir damals so weitergemacht, dann wären wir das „Finnland“ der PISA-Tests geworden, denn die Finnen haben erst in den 1980er Jahren begonnen, ihr Schulsystem dramatisch umzukrempeln.
Heute kann ich sagen, daß meine Methoden seit Anfang des neuen Jahrtausends in Österreich im Schulunterricht eingesetzt werden, daß sie seit ca. 2004 in Seminaren an Lehrer weitergegeben werden und daß sie seit ca. 2006 Teil der Lehrer-Ausbildung sind. Ähnlich verläuft die Entwicklung in der Schweiz, während wir in Deutschland folgendes feststellen: In den ostdeutschen Ländern ist das Interesse bei Lehrer-Seminaren sehr groß, bei den „Offiziellen“ hingegen herrscht Schweigen im Walde. Komischerweise haben die Autoren fast sämtlicher Bücher über Lehren/Lernen oder Lerntechniken in Deutschland (es gibt auch andere) noch nie von meinen diversen Titeln zu diesem Thema gehört, nicht einmal von Stroh im Kopf?, das vermutlich das meistverkaufte Buch auf diesem Gebiet im deutschsprachigen Raum ist. Ein Didaktiker hebt meinen methodischen Ansatz zum Sprachenlernen zwar lobend (weil erfolgreich) hervor, meint jedoch, daß man mir wohl nicht verzeihen könne, als Quereinsteiger mitzuwirken. Gerade Sprachenlehrer sind extrem „resistent“, so daß ich 2007 begonnen habe, mich konkret an Eltern und Lernende selbst zu wenden. Es gibt z.B. ein extrem preiswertes Hosentaschenbüchlein (Fremdsprachenlernen für Schüler) dazu. Aber auch zum Thema „Lernen“ im allgemeinen gibt es zwei Hosentaschenbücher (Eltern-Nachhilfe und LERNEN lassen!), die sich beide an Eltern, ErzieherInnen und Lehrkräfte wenden, die bereit sind, den normalen Schul- und Lernbetrieb zu hinterfragen.
Mit Stroh im Kopf? hat alles begonnen. Die Tatsache, daß es inhaltlich immer wieder stark überarbeitet und dreimal total „runderneuert“ wurde, zeigt, wie viel Bewegung es auf diesem wichtigem Gebiet gegeben hat. Die Tatsache, daß wir im Frühjahr 2009 wieder neu auflegen „müssen“, beweist, wie hilfreich das Buch für viele ist, auch wenn die Offiziellen es seit Jahrzehnten „totschweigen“. Es lebt von der Mundwerbung jener, denen es geholfen hat, und das ist die beste Werbung für ein Buch…
Wer zwei erste Eindrücke erhalten möchte, blättere doch einmal im Modul TV- Gewohnheiten, um eine alltägliche Tätigkeit in einem neuen Licht zu sehen. Oder schauen Sie sich Probleme mit dem Lesen? an – aber bitte Schreibzeug bereithalten, denn dies ist ein Modul mit SEMINAR-CHARAKTER.
Oder möchten Sie ein wenig schnuppern, was der jahrelange Dialog in der WANDZEITUNG auf www.birkenbihl.de gebracht hat? Dann lesen Sie den Beitrag Lernlibido (S. 244ff.). Hier können Sie die wochenlange Betreuung einer Dame verfolgen, die einem jungen Mann half, sich auf eine Prüfung vorzubereiten, der jedoch so gut wie nicht lesen konnte und auf ihre ersten Versuche (die noch sehr schulähnlich waren) mit Verstocktheit reagierte. Aber sie resignierte nicht, sie schrieb an die Wandzeitung und blieb am Ball – und am Ende… Aber lesen Sie selbst!
Sie sehen, es ist ein großer Strauß an MÖGLICHKEITEN, den Stroh im Kopf? Ihnen bietet. Lesen Sie immer nur ein MODUL und denken Sie einige Tage lang darüber nach, oder führen Sie die vorgeschlagenen Übungen durch, z.B. die Ge- heimschrift (S. 90ff.) und überzeugen Sie sich selbst von den Mechanismen, um die es geht. Das überzeugt mehr als alles, was ich Ihnen erzählen könnte.
Frühjahr, 2009
Das neue „Stroh im Kopf?“ präsentiert zahlreiche neue Ansätze. Egal, was wir lernen/lehren (ob Medizin, Jura oder Computersprache), wir können alles gehirn-gerecht machen (= verständlich aufbereiten). Von der Gehirnforschung ausgehend hat Vera F. Birkenbihl faszinierende methodische Ansätze entwickelt. In einzelnen Modulen stellt sie neue Techniken und Ideen vor, z. B. wie sich neue Informationen gehirn-gerecht aufbereiten lassen. Denn: „Es gibt keine trockene Theorie – nur trockene Theoretiker!“ Das Buch ist voller Experimente, praktischer Anregungen und neuer Techniken gemäß dem Motto: ausprobieren, umsetzen und vertiefen.