TV – Gewohnheiten
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Wenn Sie ein Grippemittel in der Apotheke kaufen, dann erhalten Sie einen ellenlangen Beipackzettel, der Ihnen mitteilt, welche entsetzlichen Nebenwirkungen Sie eventuell (vielleicht, möglicherweise) erleiden könnten. Sie kennen die Warnung vom Fernsehen („Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“). Wenn Sie hingegen ein Fernseh-Gerät kaufen, dann werden Sie nicht nur NICHT gewarnt, viel schlimmer: Weder Ihr Arzt noch Ihr Apotheker haben (in der Regel) auch nur die leiseste Ahnung davon, wie sehr Sie sich mit dem Fernsehen schaden können. Deshalb möchte ich Sie heute warnen:
Es besteht eine reale Gefahr, daß Sie mit normalem Fernsehverhalten Ihrem Gehirn schaden. Dazu muß es nicht kommen, wenn Sie einige wenige Spielregeln einhalten.
Dann können Sie diesem Medium (inkl. Video, DVD etc.) das Beste „entnehmen“. Aber zunächst gilt es, den Sinn dieser Regeln zu verstehen. Beginnen wir mit folgender Frage: Welchen zwei Gefahren setzen Sie sich höchstwahrscheinlich aus, wenn Sie so häufig wie bisher fernsehen?
Unser Auge ist so eingerichtet, daß es sich ständig bewegt. Deshalb können wir auch Dinge sehen, die sich nicht bewegen – im Gegensatz zum Frosch; sein Auge ist starr, deshalb existiert für ihn nur, was sich bewegt. Mit Bewegung des Auges sprechen wir hier nicht nur von willkürlichen Bewegungen des Augapfels, die Sie ausführen, wenn Sie etwas mit den Blicken verfolgen; wir meinen vor allem die bewußt nicht wahrgenommenen Minimal-Bewegungen, die ständig ablaufen und ohne die wir blind wären. Dies können Sie mit folgendem Experiment leicht nachvollziehen: Legen Sie eine Hand leicht auf den (anderen) Unterarm (vorher Ärmel zurückschieben, wenn nötig) und bewegen Sie dann weder Hand noch Arm. Nach kurzer Zeit spüren Sie Ihre Hand nicht mehr. Erst wenn Sie Arm oder Hand wieder bewegen, können die Sinnesrezeptoren wieder „etwas“ registrieren. Im Auge ist es ähnlich, nur daß die Sinnesrezeptoren im Augeninneren weit kleiner sind, demzufolge reichen auch weit kleinere Bewegungen. Diese aber sind absolut notwendig für den Sehvorgang, auch wenn Sie normalerweise nichts davon wissen. (Diese Minimalbewegungen kann man normalerweise nur durch ein Betäubungsmittel stoppen.) Wenn Sie „normal in die Gegend“ gucken, dann sehen Sie diese Gegend nur aufgrund der Bewegungen Ihres Augapfels. Wenn Sie ins Kino oder Theater gehen, dann haben Sie die große Leinwand oder Bühne vor sich, also können sich Ihre Augen auch hier frei bewegen. Ebenso wandern Ihre Augen ständig über ein Bild (Foto, Zeichnung etc.). Ja sogar, wenn Sie Ihrem „Liebling“ in die Augen sehen wollen, dann stellen Sie fest, wie schwierig dies ist, weil sich Ihre beiden Pupillen andauernd bewegen. Nur beim Fernsehen mit relativ kleinen Bildschirmen (die wir derzeit noch nutzen) ist es anders*, hier wird das Gehirn „ausgetrickst“: Weil sich das Bild (auf einer zu kleinen Fläche) bewegt, wird der normale Bewegungs-Mechanismus unseres Auges weitgehend außer Kraft gesetzt, was normalerweise nur geschieht, wenn wir „ins Leere starren“. Deshalb verfallen wir ins „Glotzen“ (die Glotze heißt nicht grundlos so). Wir verfallen also in dieses eigentümliche TV-Starren, d.h., unsere Augen werden relativ stark „fixiert“ und bewegen sich ausnahmsweise (fast) nicht. Dadurch entsteht kurzfristig eine Art hypnotischer Trance-Zustand, der jedoch durch permanente plötzliche Schnitte und abrupte Szenenwechsel andauernd unterbrochen wird. Sonst könnte man die Trance ja meditativ nutzen. Dies ist mit „stillen“ Videos sogar möglich: vom Holzscheit im Kamin über freie Natur (Wolken, Berglandschaften, Tiere, Wiesen) bis zum TV-Aquarium. Beim Fernsehen aber entsteht nur eine sehr kurze Pseudo-Trance, die sofort wieder unterbrochen wird, und kurz darauf fallen wir wieder „hinein“ (nach dem altbekannten Motto: „Rin in die Kartoffeln, raus aus die Kartoffeln …“ Dadurch wird der wache Intellekt weitgehend matt gesetzt.
Böse Zungen behaupten, hinter diesem Wahnsinn stecke Methode. Noch bösere sagen gar hinter vorgehaltener Hand, Aldous HUXLEY habe sich in Schöne neue Welt geirrt, das Soma wird uns per TV verabreicht, da auch bei uns ein Großteil des Stimmviehs (pardon, „mündige“ Bürger) in permanenter Unmündigkeit lebt, denn:
Viele Menschen, die sich jenem Fernseh-Sonder-Starr-Status sehr häufig aussetzen, klagen über Ein- und Durchschlaf- wie auch akute Konzentrationsprobleme; sie sind oft gereizt und fühlen sich gestreßt, sie sind ruhelos (als wollte der Geist die mangelnde Augenbewegung durch geistige Ruhelosigkeit kompensieren). Kurz, sie klagen über einen überreizten Geist!
Blicken Sie beim Fernsehen regelmäßig ge-ZIEL-t „weg“, im Klartext: Lassen Sie Ihre Augen durch den Raum schweifen, damit die Pseudo-Trance nicht „greifen“ kann. Dieses ge-ZIEL-te Wegsehen erlaubt es Ihnen u.a., sich z.B. bei be- MERKenswerten Infos (also wenn Sie sich viel MERKen wollen) Notizen zu machen oder überhaupt etwas Beruhigendes zu tun (damit die Hände nicht ständig nach etwas Eßbarem suchen… da sind Zeichenübungen oder Hand- bzw. Bastelarbeiten sicher kalorienärmer). Wenn Sie lernen, nur ungefähr ein Drittel der Zeit (mit kurzen Kon- troll-Blicken) auf die Mattscheibe zu sehen, dann wird aus Fernsehen das bessere Radio. Früher, als man beim Radiohören mehr als Kartoffelchips bewegte (z.B. Näh-, Stick-, Strick- oder Häkelnadeln, Bastelschere oder Perlen, die man auf Fäden reihte etc.), da begab sich der Geist in eine offene (AUF-nehmende, AUF-MERK-same) innere Haltung, also MERKte man sich auch weit mehr! Übrigens hat das ununterbrochene Hinschauen noch einen weiteren Nachteil: Wenn Sie z.B. einen Auslands-Bericht sehen, in dem Slums mit kleinen Kindern gezeigt werden, und der Kommentator berichtet gerade, wie viele dieser Kinder das fünfte Lebensjahr niemals erreichen werden, dann ist es außerordentlich wahrscheinlich, daß sich in diesem wichtigen Moment etwas bewegen wird, z.B. fährt ein Bus an der Kamera vorbei (oder eine andere Bewegung, die Sie von der Information ablenkt!) Nun haben Sie diesen Bus im Bewußtsein, weil im Zweifelsfall Bilder immer Vorfahrt im Gehirn haben. Sie kennen das alte chinesische Wort, ein Bild sage mehr als 1000 Wörter. Es beschreibt, daß Bilder im Gehirn vorgezogen werden, weil sie schneller und ganzheitlicher verarbeitet werden. Die moderne Forschung hat uns dasselbe gezeigt: Im Zweifelsfall haben Bilder neuro-physiologische Vorfahrt und damit Vorrang gegenüber Worten. Zu dem Zeitpunkt, an dem der Bus Sie also ge-ZIEL-t ablenkt, hören Sie demnach so gut wie nichts. Die eigentliche Information des Kommentators hatte also so gut wie keine Chance, zu Ihrem Wach-Bewußtsein durchzudringen.
Frage: Warum stört der Bus die Info-Aufnahme all jener ZuschauerInnen, die sehr genau hinschauen, weil sie besonders viel lernen wollen?
Antwort: Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz, an das sich fast alle Regisseure und Cutter halten, nämlich: Es muß sich immer etwas bewegen. Darum erleben (erleiden!) wir die vielen plötzlichen schnellen Schnitte (den ständigen Bildwechsel) nach maximal 30 Sekunden für ältere Zielgruppen! Denn bei den Teenies rasen die Bildschnitte bereits mit zehnfacher Geschwindigkeit! Diese ständigen actions aber lenken total „professionell“ vom Inhalt ab, was um so störender ist, je mehr Inhalt angeboten wird – also besonders bei Sendungen, bei denen wir etwas lernen wollen! Hauptsache Sie zappen nicht weg, auch wenn Sie das, was Sie sehen, nicht richtig wahrnehmen können, weil sich laufend etwas bewegt.*
Viele Dinge in unserem Leben lernen wir durch Imitation ( vgl. T – Verhalten + Handlungen TRAINIEREN, S. 206 ff.), das heißt: Wir übernehmen Verhaltensweisen, die uns andere durch ihre Handlungen vormachen (vorleben). Meistens bemerken wir das nicht bewußt. Wir tun dies auch als Erwachsene (unser ganzes Leben lang) – und natürlich läuft dieser unbewußte Prozeß auch beim Fernsehen ab. Vor der Glotze lernen Sie eine ganze Menge, ohne es zu merken. Denken Sie an eine Sendung vom Typ Denver, Dallas o.ä. Hier lernen Sie z.B.:
Erstellen Sie Ihre eigene Liste, was Sie bei den Filmen, die Sie gerne sehen, „zwischen den Zeilen“ lernen können, das ist eine der spannendsten Übungen, die Sie je absolviert haben! Falls Ihnen dies im Augenblick (noch) unglaubhaft oder „lächerlich“ erscheint, dann denken Sie bitte über folgendes in Ruhe nach: Die amerikanischen Autofahrer wollten sich zunächst partout nicht anschnallen. Dann entschied man, daß Personen in Film und Fernsehen sich anschnallen müßten (inkl. Detektive in Krimis!). Innerhalb der nächsten Jahre erhöhten sich die Anschnall-Quoten dramatisch. Das gleiche passierte (zeitversetzt) in Deutschland. Es dauert immer ein wenig, bis die amerikanischen Produktionen gekauft, übersetzt, synchronisiert und gesendet werden.
Prüfen Sie bitte, was Sie sich regelmäßig anschauen, denn es wird Sie prägen, ob es Ihnen paßt oder nicht! Das wußte schon GOETHE, als er sagte: „Weiß ich, womit du dich beschäftigst, so weiß ich, was aus dir werden kann.“ Würde der Geheimrat heute leben, dann hätte er wohl gesagt: „Sage mir, mit welchen TV-Sendungen und Figuren du dich ständig umgibst …“ Womit umgeben Sie sich häufig oder regelmäßig? Sehen wir uns häufig Filme an, in denen
dann wird uns das prägen! Deshalb rate ich Ihnen: Wählen Sie sehr be- wußt, was Sie (regelmäßig oder gewohnheitsmäßig) an sich heranlassen (womit Sie sich umgeben)! Wenn Sie z.B. Krimis mögen, schauen Sie lieber Columbo als handelsübliche Detektive, die pro Serie mindestens dreimal ihre Waffen benutzen.
Ähnlich ist es bei Quincy, wobei dasselbe Team diese Denk-Krimis gemacht hat. (Wußten Sie, daß Peter FALK bei einigen Columbo-Filmen das Drehbuch schrieb und einige als Produzent herausgebracht hat?)
Neil POSTMAN stellt uns (in seinem brillanten und wieder erhältlichen* Buch: Wir amüsieren uns zu Tode) vor diese faszinierende Situation: Sie sehen in der Tagesschau eine brennende Lagerhalle.
Frage: Welchen Nachrichtenwert hat diese Information für Sie? (Es ist ja schließlich eine Nachrichten-Sendung!!)
Antwort: Null. Diese Botschaft könnte für Sie einen Nachrichtenwert haben, wenn es sich um Ihre eigene Lagerhalle handelte, aber dann würden Sie es auch ohne Fernsehen erfahren!
Genausowenig Info-WERT haben für Sie der nächste Flugzeugabsturz, ein weiteres Eisenbahnunglück oder noch ein Kidnapping- oder Vergewaltigungsopfer! Aber solche Negativ-Nachrichten von Abstürzen, Unglücken, Verbrechen ziehen Sie emotional hinab! Wir werden immer von allem, was uns begegnet, „angemutet“ (d.h. emotional gefärbt). Deshalb gilt:
Sie können beim besten Willen nicht ständig Negatives hören und davon nicht betroffen sein. Falls Sie das nicht glauben, kreieren Sie eine Seminar-Situation mit einigen Freunden (Sie brauchen keinen Trainer, nur einen Spielleiter) und machen Sie Rollenspiele, z.B.:
Während der 120 Sekunden sagt das „Opfer“ sich ständig innerlich: Es ist ja nur ein (Rollen-)Spiel!
Und sehen Sie in beiden Fällen, wie schnell die Stimmung sinkt. Falls Sie es immer noch nicht glauben, dann holen Sie Ihren Hausarzt und vollziehen Sie die Übungen, indem Sie ständig sämtliche Werte messen, die mit relativ wenig Aufwand gemessen werden können. So beweisen Sie sich selbst, was großangelegte Streß-Studien bereits bewiesen haben: Schauspieler/innen leiden nicht „im Spiel“, sondern „total real“, wenn sie negative, pessimistische, deprimierende Szenen spielen. Dann steigen die Streßwerte rasant und bleiben (bis ca. 30 Minuten später) oben, während die Anzahl der T-Zellen fällt (T-Zellen sind die wichtigen Abwehrkämpfer unseres Immun-Systems)!
Spielen Schauspieler hingegen positive/optimistische, „helle“ Szenen, dann sinken ihre Streß-Werte und die Anzahl der T-Zellen steigt. Dasselbe erleben Rollen-Spieler, wenn sie lernen, ihre Gefühle besser wahrzunehmen (vgl. hierzu auch die Übungen am Gefühlsrad in meinem Taschenbuch Kommunikationstraining). Deshalb rate ich Ihnen:
Schauen Sie Nachrichten in Zukunft nur noch (zeitversetzt) von Video.
Wenn Sie die Nachrichtensendung von Video sehen, dann können Sie mit Hilfe der FF-Taste alles überspringen, was Ihnen nicht hilft/nützt. Sie entwickeln bald ein Gefühl dafür, welches die für Sie relevanten Nachrichten sind, und können sich gezielt diese (nur diese!) in aller Ruhe ansehen. Dabei ergibt sich ein völlig anderes Fernseh-Gefühl, denn Sie sind nicht mehr passiver, hilfloser TV-Konsument, sondern Sie nehmen Ihr Leben wieder aktiv selbst in die Hand. Selbst bei einer „Nebensache“ wie dem Fernsehen registriert. Ihr Unterbewußtsein sehr wohl, ob Sie sich zum Opfer jener machen, die mit Ihnen umspringen, wie es ihnen beliebt. Zum Beispiel indem die Werbung nicht an den von den Herstellern vorgesehenen Stellen „passiert“, sondern mitten im Satz in Szenen bricht, die Ihr Einfühlungsvermögen ansprechen, oder indem man Ihnen nachts in Filmen wie Unsere kleine Familie die ordinäre Telefon-Sex-Werbung minutenlang zumutet, inkl. Stöhnen, „Ruf mich an“ (und Peitschenknall) und Schlimmeres. All das „mutet“ uns an und prägt uns maßgeblich, außer wir sehen via Video und haben die „FF- Kontrolle“ über unser Erleben … Dabei sparen Sie neben einer Menge Streß-Hormone auch noch jede Menge Zeit. Vergleichen Sie: Ich brauche im Schnitt zum Sehen der Aufzeichnung einer Nachrichten-Sendung von ursprünglich einer halben Stunde nur noch sieben bis zwölf Minuten, um das (wenige) zu sehen, was ich wirklich sehen will (z.B. den Fortschritt von Friedensbemühungen irgendwo).
Wenn Sie diese Strategie übernehmen, dann sparen Sie ca. 20 Minuten jeden Tag – das sind 20 Minuten, in denen Sie nicht mit negativen Dingen belastet werden, wobei Sie trotzdem gut informiert bleiben. In diesen 20 Minuten täglich können Sie ganz andere Dinge unternehmen, von Meditation über Fitneß-Bewegungen bis hin zu 20 Minuten Lesen pro Tag. (Der Trend zum Zweitbuch ist trotz e-book nicht mehr aufzuhalten.) Übers Jahr gerechnet sparen Sie fünf 24-Stunden-Tage Realzeit (= weit mehr „Arbeitstage“ à acht Stunden)! Und wenn Sie die Zeit nur für Meditation und Entspannung genutzt hätten, wäre sie besser für Ihre Gesundheit gewesen, als alle diese negativen Gedanken in sich „rein- zufressen“ …
Wenn Sie die Zeitersparnis bei Spielfilmen berücksichtigen: Sie können durch rasches Vorspulen nicht nur den Werbeblöcken bei den Privaten entgehen, sondern jede langweilige oder schädliche Filmszene redigieren. So spule ich z.B. bei jeder Kampfszene, aber auch bei anderen Szenen, die mir nicht gefallen, schnell vor. Das ist ja die große Freiheit, die Video und andere Aufzeichnungs-Systeme uns bieten! Wenn Sie auch Spielfilme (zeitversetzt) via Video sehen, dann können Sie in weit stärkerem Maße Regisseur spielen. Deutsche Privatsender halten sich bei US-Produktionen nie an die eingebauten „Soll-Bruch- Stellen“ für Werbung, sondern sie unterbrechen meist mitten im Satz. Wo kämen wir denn da hin, wenn man die Zuseher respektieren würde? So kann es durchaus passieren, daß mitten in einer emotional geladenen Sterbeszene, bei der Sie vielleicht sogar zu Tränen gerührt sind, plötzlich und ohne Warnung eine Werbung hereinbricht – womöglich auch noch für Tampons. Das paßt zu der Sterbeszene wie die berühmte Faust aufs Auge, und ähnlich geschlagen (d.h. gestreßt) reagiert Ihr gesamter Immun- und Hormonhaushalt, auch wenn Sie sich in die bunten lauten Werbe-Bildchen „hineinziehen“ lassen und gar nicht merken, wie solche EinSCHNITTE in Ihre Gesundheit schneiden. Wenn Sie den Film jedoch auf Video aufgezeichnet haben, dann können Sie die oft acht bis neun Minuten Werbezeit in Sekunden mit der FF-Taste durchrasen und sofort genau dort weitermachen, wo Sie so rüde unterbrochen worden waren.
Sie können sich ausrechnen, daß Sie sowohl Ihre Lieblingsfilme (und bevorzugten Shows) im Fernsehen sehen als auch einige wichtige Dinge unternehmen oder Bücher lesen können, weil Sie bei reinen Unterhaltungs-Shows noch mehr Zeit einsparen können (z.B. indem Sie jede Pop-Gruppe überspringen, deren Lied, Sound, Lärm, nackte Haut oder was immer Ihnen nicht wirklich gefällt). Sie werden bei dieser Übung u.a. auch lernen, weit differenzierter wahrzunehmen und zu beurteilen, Sie bauen nämlich völlig neue Beobachtungs-Kategorien auf (vgl. Kategorien-Denken©, S.54ff. und T – NEUROBICS©, S. 164ff.), denn: In der Phase vor der Fernbedienung lernten viele, als passive (hilflose) Opfer fernzusehen. Wer wollte denn schon ständig zum Apparat springen, um manuell einen anderen Sender zu suchen (meine jüngeren Leser können sich das vielleicht gar nicht vorstellen, aber so war es vor gar nicht allzu langer Zeit!). Dann kamen festeingestellte Sender und die Möglichkeit, diese durch einen Knopfdruck anzuwählen, was dann die Möglichkeit schaffte, diesen Knopfdruck aus einer gewissen Entfernung vorzunehmen. Heute aber bieten uns moderne Aufzeichnungs- Möglichkeiten die Sahne auf dem Kuchen (wenn ich Video sage, meine ich natürlich immer auch DVD oder was immer Ihr Lieblings-Medium sein wird). Sie können weit mehr Regie führen als je zuvor, und das ist die nächsthöhere Stufe des Fernsehens. Kein TV-Konsum mehr, sondern bewußte Wahl, wann Sie was überspringen, sehen oder sogar noch einmal sehen oder PAUSieren lassen, z.B. um zu schnell wegspringende Namen zu lesen! Die Namens-Einblendung ist immer zu kurz, weil die Macher nur berechnen, wie lange der Durchschnittsmensch zum Lesen braucht, nicht aber begreifen, daß dieser Mensch unbewußt zuerst den momentanen Satz zu Ende hört, ehe er mit dem Auge auf den Namen springt, aber da ist es zu spät, denn er sieht ihn gerade noch entschwinden … (Wie gesagt, boshafte Leute behaupten, es sei System hinter diesem Irrsinn!)
1975 übertrug ich meine alte Radio-Technik (Audio-Kassetten) auf Video. Diese Variante gefällt den meisten Teilnehmern noch besser.
Nachdem ich erkannt hatte, daß alles Kopf-Können vom Gedächtnis abhängt (und über das Gedächtnis unsere intellektuellen wie kreativen Leistungen), wurde mir klar, daß wir ein möglichst ausgedehntes Wissens-Netz brauchen. Das ist heute im Info-Zeitalter wahrer denn je. Aber als ich damit begann, meinen Seminar-Teilnehmer/innen davon zu „predigen“ (täglich etwas lernen = der Königsweg zum Gehirn-Benutzer), mußte ich feststellen, wie viele von ihnen in ihrer Schulzeit so große Scheu (um nicht zu sagen Angst oder Haß) gegen Buch-Wissen jeder Art entwickelt haben, daß sich folgendes Paradoxon ergab: Je weniger Fäden vorhanden sind, desto mehr profitiert der Mensch von einer Er-WEIT-erung seines Horizonts (Wissens- Netzes). Aber: Je weniger Fäden vorhanden sind, desto größer ist natürlich die fatale AbNEIGUNG der Betroffenen, etwas zu lernen (= neue Fäden ins Netz einzu-BIND-en), sonst hätte der Mensch ja mehr Fäden! Also beißt sich die Katze hier in den Schwanz? Nun, ich kann Ihnen jetzt die gute Nachricht verkünden: Ich habe einen Weg gefunden, wie wir unser Wissens-Netz ständig erweitern können, ohne zu lernen. Im Klartext: Ständige schmerzlose Wissens-Netz-Erweiterung, ohne (Sach- bzw. Fach-)Bücher zu lesen oder im Sinne der SchulErfahrungen zu lernen, also garantiert ohne Pauken, Büffeln, stures Auswendiglernen etc.
Sie brauchen einen Video- oder DVD-Rekorder, den Sie programmieren können, (was ja im Zeitalter nach ShowView wirklich leicht geworden ist). Wenn Sie ein „Ohrentyp“ sind, können Sie natürlich mit Tonkassetten arbeiten, die Sie genauso „nebenbei“ hören können. Quellen sind Sendungen mit sogenannten Wort-Beiträgen (vom Schulfunk über bestimmte Magazin-Sendungen bis hin zu Hörspielen). Aber obwohl die meisten Teilnehmer/innen zwar gerne behaupten, sie sähen „nie“ fern (was nur ca. acht bis zwölf Stunden pro Woche bedeutet!), ist die Fernseh-Technik mit Abstand die beliebteste.
Studieren Sie das Fernsehprogramm für die kommende Woche (spätestens am Wochenende) und suchen Sie sich Sendungen heraus, die Sie normalerweise nicht gesehen hätten. Dabei wählen Sie Sendungen dieser Kategorien aus:
Tipp: Beobachten Sie, wie Leute sich verhalten, wenn sie sagen: „(Dieses Thema) langweilt mich“ und bleiben Sie dann genau an diesem Thema „kleben“. Die Menschen werden sehr bald sauer. Denn das sogenannte Langweilige befindet sich häufig außerhalb des Wissens- Netzes der Betroffenen. Damit aber fühlen sie sich überfordert. Sie wollen kein geistiges Bungee-Jumping! Aber Sie wollen beides: sowohl Sendungen, für die Ihnen die Zeit fehlt, als auch solche, die Ihnen geistiges Bungee anbieten (allerdings „schmerzlos“). Deshalb streichen Sie jetzt solche Sendungen an (z.B. über den Flötenbau im Mittelalter, vom Liebesleben der Meeresschnecken o. ä.). Nun sorgen Sie (per automatischer Programmierung) dafür, daß Sie einige leere Kassetten mühelos zu Wissens-Kassetten umwandeln. Wohlgemerkt: Wir sprechen hier von Sendungen, die Sie nicht gesehen haben. Sehr interessante Dokumentationen werden Sie übrigens im Programm früh zwischen zwei und sechs Uhr finden, aber mit Vorprogrammierung ist auch das problemlos. Überlegen Sie: Noch vor einigen Jahren hätten Sie eine Person gebraucht, die solche Wissens-Kassetten für Sie anlegt, heute geht das fast von allein. Sie müssen nur die richtigen Kassetten einlegen, bis die Technik den nächsten Schritt erlaubt und Sie sich das, was Sie wollen, wann Sie wollen auf eine „Platte“ laden und Ihr TV-Programm selbst machen. Dies wiederum wird übrigens die letzte Stufe vor der Star-Trek-Zukunft sein. Dann werden wir uns nämlich nur noch holen, was wir gerade wollen. Es wird dann keine offiziellen Sendezeiten mehr geben.Jetzt wird es spannend. Was können Sie mit den Wissens-Kassetten anfangen? Hier einige erste Anregungen. Beginnen wir mit meinem Lieblings-Tipp, der bei meinen TeilnehmerInnen im Seminar seit Jahren großen Anklang findet. Oft höre/lese ich, wie erfolgreich „Ehemalige“ inzwischen damit umgehen und was es ihnen gebracht hat.
Das ist die Sahne auf dem Privat-TV-Kuchen, wenn Sie dort unbedingt live sehen und Werbeblocks (zur gehirn-gerechten Wissens-Netz-Erweitertung) nutzen wollen (z.B. bei einem Sport-Event).
Wenn Sie auf diese Weise pro Woche nur eine einzige TV-Veranstaltung mit drei Werbeblöcken sehen, dann entspricht dies einer Stunde pro Monat, das ergibt nach Adam RIESE bereits zwölf Stunden im Jahr. Vergleichen Sie dies mit einem Seminarbesuch: Realzeit eines normalen Seminars ist sechs Stunden Seminarzeit (ohne Kaffeepausen, Mittagessen etc.), also entspricht dies zwei Nonstop-Info-Angebots-Seminartagen, völlig kostenlos und bequem zu Hause im Pantoffel-Kino. Aber die meisten meiner Teilnehmer/innen haben bald „Blut geleckt“ und nutzen diesen Tipp öfter, vor allem, wenn sie alleine fernsehen. Hätten Sie gedacht, daß bei nur zwei so genutzen Sendungen pro Woche ein kompletter 24-Stunden-Tag nonstop Wissens-Netz-Erweiterung (pro Jahr) für Sie „herausspringt“, also schon vier Seminartage bzw. drei normale Arbeitstage à acht Stunden? Und wenn Ihr TV-Verhalten relativ normal ist, dann könnten Sie diese Technik theoretisch sogar einmal pro Tag an sechs TV-Tagen einsetzen (insbesondere Menschen, die viel zu Hause sind). Also, bei täglich einmal an sechs Tagen werden ??? Stunden daraus. Rechnen Sie es aus, ehe Sie Ihr Ergebnis mit der Tabelle vergleichen. Manche meiner Teilnehmer befürchten eine Ablenkung vom Thema der Sendung (z.B. von der Handlung des Films oder vom Diskussions-Thema einer Talkshow). Nun, abgesehen davon, daß ich bisher überwiegend an Sport-Events, Live-Präsentationen (z.B. die Oscar-Verleihung) oder reine Unterhaltungs-Sendungen („Die lustigen Oberkrainer“ etc.) gedacht hatte, gilt selbst bei Spielfilmen: Sie können sich von einer Vielzahl Werbespots ablenken lassen oder von einem einzigen Thema. Zwar sagen viele jetzt, sie würden den Ton bei der Werbung immer ausschalten, aber dann schauen sie doch regelmäßig hin, um zu sehen, ob die Sendung weitergeht und werden durch die Bilder doch beeinflußt, insbesondere, da Bilder ja im Gehirn immer Vorrang haben (wie schon besprochen). Weit häufiger stellt man nur den Ton leiser, damit man es hört, wenn es weitergeht. Glauben Sie wirklich allen Ernstes, Ihr Gehirn fände diese „Belästigung“ angenehmer als ein neutrales Thema? Wissens-Kassetten sollten keine politisch brisanten Themen enthalten, sondern relativ zeitlose Infos bieten, die Ihr Wissens-Netz und Ihren geistigen Horizont vergrößern! Das ist doch das erklärte Ziel, nicht wahr?
Weitere Möglichkeiten, bei denen ich selbst regelmäßig Wissens-Kassetten nutze, sind beispielsweise:
1. Beim Zeichnen/Basteln – denn kurze Kontroll-Blicke sind besser als glotzen
2. Bei Arbeiten, die mich langweilen („nebenbei“). Hier taucht manchmal im Seminar folgende Kritik auf: Was ist, wenn ich den Weg des Zen-Buddhismus gehen und alles, auch langweilige Tätigkeiten, voll bewußt ausüben will? Meine Antwort: Dann werden Sie sicher genauso voll bewußt lernen wollen und räumen dem Sehen von Wis- sens-Kassetten eigene Zeiten ein. Das bewußte Leben spricht keinesfalls gegen Wissens-Kassetten, nur dagegen, sich das Wissen lässig und nebenbei „reinzuziehen“ …
3. Einfach so! Die Frage taucht regelmäßig auf: Was ist, wenn mir eine Wissens-Video wider Erwarten so gefällt, daß ich keinesfalls bis zur nächsten Gelegenheit warten will? Das müssen Sie entscheiden, aber ich „darf“ auch einfach so gucken.
4. Beim Fitneß-WALK-ing (drinnen)*! Ich bin zwischen Februar 1999 und Februar 2000 auf meinem Skywalker über 700 Meilen ge-WALK-t. Dafür habe ich ca. 230 Stunden gebraucht. Da ich inzwischen weiß, daß es viele interessiert, womit ich diese Zeiten für mich erträglich mache, hier die Info: Ungefähr ein Drittel dieser Zeit habe ich mit Vi- deo-Aufzeichnungen verbracht, zu denen ich normalerweise keine Zeit gehabt hätte. Das entspricht über drei 24-Stunden-Tagen Sehzeit. Ein weiteres Drittel ist der spielerischen und mühelosen Wissens-Netz-Er-WEIT-erung gewidmet und das letzte Drittel der Zeit nutze ich ganz privat für das Lesen von sf-Romanen.
5. Beim Fitneß-WALK-ing (draußen)! Hier greift ein weiterer Trick, da ich seit Jahren nur mit Walkman WALK-e: Manche Wissens- Kassetten, aber auch „Fremdsprachen-Material“ (z.B. Columbo auf Französisch, Deep Space 9 auf Italienisch) will ich natürlich mehr als einmal hören. Aber ich brauche sie nicht jedesmal zu sehen, denn ich kenne die Bilder bereits. Also höre ich den Ton solcher Videos auf Audio-Kassetten (übrigens auch bei Autofahrten …).
Fragen Sie sich, ob Sie einige der Tips in diesem Abschnitt in Ihre tägliche Praxis umsetzen wollen, zumindest probeweise. Machen Sie die Probe aufs Exempel, es kostet nichts! Es ist schließlich Ihr Gehirn, das Sie verseuchen bzw. durch gute Fernseh-Gewohnheiten stärken. Und es ist Ihr Wissens-Netz, das regelmäßig wachsen und gedeihen sollte, wenn lebenslanges Lernen kein Lippenbekenntnis bleiben soll. Jetzt müssen Sie nur entscheiden:
1. Machen Sie mit? Und
2. Wann beginnen Sie womit?
Hier sehen Sie übrigens meine Lieblings-Assoziationen zu Walking, wie sehen Ihre aus?
Das neue „Stroh im Kopf?“ präsentiert zahlreiche neue Ansätze. Egal, was wir lernen/lehren (ob Medizin, Jura oder Computersprache), wir können alles gehirn-gerecht machen (= verständlich aufbereiten). Von der Gehirnforschung ausgehend hat Vera F. Birkenbihl faszinierende methodische Ansätze entwickelt. In einzelnen Modulen stellt sie neue Techniken und Ideen vor, z. B. wie sich neue Informationen gehirn-gerecht aufbereiten lassen. Denn: „Es gibt keine trockene Theorie – nur trockene Theoretiker!“ Das Buch ist voller Experimente, praktischer Anregungen und neuer Techniken gemäß dem Motto: ausprobieren, umsetzen und vertiefen.